EPOMM e-update June 2015
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Liebe Leserin, Lieber Leser,

Parkraummanagement, vor allem für Autos, ist im urbanen Raum eine der wichtigsten Maßnahmen, um eine Stadt lebenswert zu machen. Eine Stadt, die das Parken nicht gut reguliert, läuft Gefahr ihre öffentlichen Räume zu zerstören: Geh- /Bürgersteige sind durch parkende Autos blockiert, Plätze mit Autos verstellt und der Verkehr weist einen hohen Anteil an Parkplatzsuchenden auf. Die meisten Städte wenden viel Platz und hohe Investitionen für das Parken auf, wobei die Infrastruktur zum Parken oft noch mehr Verkehr induziert. In diesem E-Update, das vom EU-Projekt PUSH & PULL, unterstützt wird, wird untersucht, wie sich dieses Szenario entwickeln konnte und wie es geändert werden kann.

 

Some aspects of managing on-street-parking and mobility


Platz der Republik


Platz der Republik nach Parkrestriktionen


Komplexe Parkzonen in Wien, Österreich

Vor dem Aufstieg des Automobils in Europa in den 1950er und 1960er Jahren waren die meisten Straßen der Stadt eine Domäne für Fußgänger und Radfahrer, zusammen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, Zustelldiensten mit Bussen und LKW und einer relativ kleinen Anzahl von Autos. Parken war oft beschränkt. Das alles änderte sich, als Autos allgegenwärtig wurden: Parken auf der Straße war auf fast jeder Straße und auf vielen öffentlichen Plätzen zugelassen. Die ständig steigende Nachfrage führte zum Bau von immer mehr Parkhäusern, -gragen und Stellplätzen und es wurde auch verpflichtend, eine Mindestanzahl an Autostellplätzen beim Bau neuer Wohnungen, Büros oder Geschäfte zu errichten („Mindeststellplatzverpflichtung“).

Private Autos parken für etwa 95% der Zeit und brauchen in dieser Zeit platz. Bis in die 1960er Jahren war es üblich, dass Straßenparken kostenfrei war. Neben des Verstellens öffentlichen Raums wurden andere Probleme virulent: AutolenkerInnen auf der Suche nach freien Parkplätzen - Studien zeigten, dass bis zu 70% des Autoverkehrs in den Stadtzentren Parkplatzsuchverkehr sein kann (durchschnittlich 30%), Anrainer bzw. Personen, die dann dort dort einkaufen wollten, konnten keinen Parkplatz mehr finden. Dies war ein wichtiger Faktor für die Einführung von Parkraumbewirtschaftung.

Parkraumbewirtschaftung wurde in Phasen eingeführt:

  • Ein erster Schritt war die Begrenzung der Parkzeit: man konnte nur für eine bestimmte Anzahl von Stunden parken (Kurzparkzonen)
  • Als nächstes folgte die Einführung kostenpflichtiger Parkplätze: man musste für das Parken bezahlen - während einer bestimmten Tageszeit oder an bestimmten Wochentagen
  • Dann begannen Städte, Stellplatzzonen zu definieren: Gebührenpflichtige Parkplätze oder Parkzeit beschränkt sich nicht mehr nur auf bestimmte Straßen, es wurde in ganzen Stadtteilen eingeführt (Parkraumbewirtschaftung),
  • Anrainerparken, also das Konzept, dass die Bewohner privilegierten Zugang zu Parkplätzen in solchen Parkzonen bekamen (zB „Parkpickerl“, monatliche oder jährliche Parkberechtigungen gegen Entgelt)
  • Integriertes Parkraummanagement zielt darauf ab, alle oben genannten Maßnahmen als Instrument nicht nur für die Verwaltung von Parkplätzen, sondern für das Management des von Autoverkehrs einzusetzen.

All diese Maßnahmen können dazu beitragen, dass sich:

  • das Mobilitätsverhalten ändert (weil die LenkerInnen nach alternativen Lösungen suchen)
  • jene Verwaltungseinheit über neue Einnahmen freuen kann, die die Parkgebühren einhebt
  • wieder mehr Stadtraum für andere als Parkzwecke zur Verfügung steht, weil sich die Nachfrage für das Straßenparken verringert.

Stellplatzmanagement wurde so auch zum Tool für Mobilitätsmanagement: Die Einführung von Parkraummanagement für z.B. eine Schule, einen Betrieb oder ein Spital kann Teil einer Lösung sein, die einerseits die Mobilitätsflüsse einer Einrichtung regelt und andererseits für Einnahmen sorgt, mit denen alternative Mobilitätsmaßnahmen finanziert werden können. Die Einführung von Parkraummanagementmaßnahmen ist zuerst oft sehr unbeliebt, vor allem bei denjenigen, die ihren privilegierten Zugang zu kostenfreien Parkplätzen bzw. „ihrer“ Parklücke verlieren, oder auch bei Geschäftsinhabern, die Sorge haben, dass nunmehr weniger Kunden zum Einkauf kommen, weil sie keinen Parkplatz finden. Solche Ängste können durch Mobilitätsmanagement gelindert werden, z.B. durch Kampagnen, die über die Vorteile und mögliche nachhaltige Alternativen aufklären oder durch eine bessere Information und einen besseren Zugang zu nachhaltigen Alternativen.

 

Das PUSH & PULL Projekt





PUSH & PULL ist ein vom “Intelligent Energy Europe Programm” der Europäischen Union kofinanziertes Projekt, das die clevere Kombination von “Push”-Maßnahmen – Parkraummanagement – mit “Pull” Maßnahmen – Mobilitätsmanagement aufzeigt.

PUSH & PULL will dadurch in erster Linie die nachhaltige Mobilität verbessern. “Push”-Maßnahmen wie Parkraumbewirtschaftung, höhere Parkgebühren, geringeres Stellplatzangebot sollen LenkerInnen dazu bewegen, nachhaltige Verkehrsmodi auszuprobieren. Die Einnahmen aus den Parkgebühren können zweckgebunden für “Pull”-Maßnahmen verwendet werden, z.B. der Verbesserung und Bewerbung alternativer Verkehrsmittel (Umweltverbund). Diese Maßnahmen ziehen AutonutzerInnen hin zum Aktivverkehr, öffentlichem Verkehr und Carsharing.

Sobald ein solcher Mechanismus implementiert wird, gibt es eine permanente Verfügbarkeit finanzieller Mittel, und es ist nicht notwendig, dafür eigens jährlich Budgets zu beantragen. Einmal installiert, wird ein solcher Automatismus nicht wieder leicht weggenommen werden. Dies nennt sich dann "Kernfinanzierungsmechanismus" von PUSH & PULL.

Die Hauptziele des PUSH & PULL Projekts sind:

  • Energieeinsparungen durch den Wechsel energieintensiverer auf weniger energieintensive Verkehrsträger
  • Hilfestellung für die lokale Wirtschaft durch die Förderung einer rationelleren und gut verwalteten Stellplatzpolitik, die auch Städten Geld spart, da keine zusätzlichen Parkmöglichkeiten geschaffen werden müssen
  • Capacity building für Nachahmer, die ein ähnliches System implementieren wollen, um Parkplatzprobleme zu lindern; Wissensaufbau sowie Sammlung politischer Argumente, um diese Nachahmer zu unterstützen.

Das Projekt umfasst die Implementierung von Parkraum- und Mobilitätsmanagementmaßnahmen in den Städten Gent, BE, Nottingham, UK, Iasi und Bacau, RO, Krakau, PL, Örebro, SE, Tarragona, ES und die Universität von Ljubljana, SL. Alle Umsetzer richten den Kernfinanzierungsmechanismus ein, um Einnahmen aus Parkgebühren für die Finanzierung einer nachhaltigen Mobilität einzusetzen.

Daher lautet der ganze Name des Projekts auch PUSH & PULL "Parkraummanagement und Anreize als erfolgreiche und bewährte Strategien für energieeffizienten Stadtverkehr".

 

16 gute Gründe für Parkraummanagement



Ein Produkt von Push & Pull ist eine Broschüre über 16 gute Gründe für Parkraummanagement. Diese Broschüre vermittelt das notwenige Wissen, um profunde politische Argumente für besseres Parkraummanagement liefern zu können und damit nachhaltigen Verkehr zu unterstützen. Es soll die Position von Politikern, Entscheidungsträgern und Multiplikatoren wie Journalisten stärken, in einem auf den ersten Blick unpopulären, aber in Wirklichkeit rationalen und nachhaltigen Entscheidungsprozess zu besserem Parkraummanagement (auf der Straße) zu kommen. Die Argumente sind vielseitig: wie man mit knappem öffentlichen Raum in Städten umgeht, wie Erreichbarkeiten und Lebensqualität zu verbessern sind, wie die Sicherheit zu erhöhen ist, wie die lokale Wirtschaft zu unterstützen ist, wie Parkplatzsuchverkehr zu verringern ist, wie anfänglicher Widerstand in Unterstützung übergeführt werden kann, warum Standards zu setzen sind, etc.

Das Format der 16 Guten Gründe sind Zahlen und Fakten, begleitet von Bildern oder Diagrammen und einem erläuternden Text, der leicht verständlich einen schnellen einen Überblick über die wichtigsten Argumente liefert. Für komplexere Themen werden Links zu detaillierten Beschreibungen zur Verfügung gestellt. Die Broschüre kann in 17 Sprachen heruntergeladen werden.

 

Der KATALOG für FALLSTUDIEN zu MM-Maßnahmen



Dieser Katalog von Fallstudien zum Mobilitätsmanagement vom Push & Pull-Projekt gibt einen tieferen Einblick als andere Fallstudiensammlungen wie z.B. auf Eltis. Die Auswahl der 14 Mobilitätsmanagementmaßnahmen für diesen Katalog wurde von einer Reihe von Kriterien wie "Einfachheit der Implementierung", "Akzeptanz" oder "Wirksamkeit" bestimmt. Diese Kriterien wurden als besonders wichtig eingestuft, um einen optimalen Nutzen für interessierte Umsetzer, Nachahmer und Praktiker für eine Replizeriung von Maßnahmen zu bieten.

Der vollständige Katalog von Fallstudien zum Mobilitätsmanagement kann sowohl als ganzes Dokument heruntergeladen werden, als auch Fall für Fall separat auf diesem Teil der Projektwebsite.

 

Der KATALOG zu FALLSTUDIEN zur Parkraumbewirtschaftung



Dieser Katalog enthält Maßnahmen auf städtischer Ebene ebenso wie auf Standortebene (Arbeitsplatz / Universitäten / Krankenhäuser) und nationaler Ebene. Die Beschreibung enthält Ziele, Umsetzungsschritte, mögliche Hindernisse und wie sie überwunden wurden, Kosten und Auswirkungen. Diese 24 Best Practice-Beispiele wurden als Fallstudien anhand von Kriterien wie "Stand der Umsetzung", "Innovative Ansatz" oder "Verfügbarkeit von Bewertungsdaten oder Dokumentation" ausgewählt.

Der vollständige Katalog kann sowohl als ganzes Dokument heruntergeladen werden, als auch Fall für Fall separat auf diesem Teil der PUSH & PULL Projektwebsite.

 

PARKEN und FLÄCHENNUTZUNG/Raumordnung



Parkraummanagement ist wohl das wichtigste Werkzeug für Mobilitätsmanagement in der Raumplanung. Auf der einen Seite kann das Parken auf der Straße limitiert und adäquat bepreist werden. Auf der anderen Seite können Mindeststellplatzverpflichtungen in der Baugenehmigung oder Bauordnung durch eine maximale Stellplatzanzahl je Wohneinheit/Bürofläche etc . ersetzt werden. So werden künftige Nutzer des Gebäudes nicht automatisch zur Pkw-Nutzung verleitet. Darüber hinaus kann ein Teil des Geldes, dass Entwickler für teure Parkinfrastruktur (Tiefgaragen können Baukosten von weit über 30.000 Euro pro Platzaufweisen) sparen, und für alternative Lösungen verwenden. So geschehen in den neu errichteten Stadtteilen in Wien (Aspern Seestadt oder in einem Vorbildprojekt nahe des neuen Hauptbahnhofs). Weitere Informationen dazu im e-update zu MM und Raumplanung oder auf MaxLupo.

 

BEVORSTEHENDE VERANSTALTUNGEN UND TRAININGS IN 16 STAATEN



PUSH & PULL wird in 16 europäischen Ländern ab November 2015 Schulungen abhalten. Hier werden städtische Behörden und Mobilitätsexperten, die bereits an der Thematik interessiert sind oder daran arbeiten (Einführung oder Verbesserung der Parkraumbewirtschaftung in Städten und Verwendung eines Teils der Einnahmen zur Förderung nachhaltigen Mobilität, also die geschickte Kombination Push- und Pull-Maßnahmen) geschult werden. Die Fortbildungsveranstaltung werden kostenlos sein und Folgendes enthalten:

  • eine Einführung in Parkraummanagement und Mobilitätsmanagementmaßnahmen,
  • die Erläuterung des Grundfinanzierungsmechanismus des Push & Pull-Projekts,
  • Mechanismen, um diese Maßnahmen in eigenen Städten zu entwerfen und umzusetzen (Fallstudien, Rollenspiele und Argumente, um Akzeptanz zu erlangen)
  • länderspezifische Themen zu Parkraummanagement

Die Schulungen werden in enger Zusammenarbeit mit den Vertretern der EPOMM-Mitgliedsländer sowie mit der European Parking Association und deren nationalen Partnern organisiert werden. Details und Anmeldung bei der Push & Pull-Website ab Herbst 2015 zur Verfügung gestellt werden.

Nehmen Sie am 17. Europäischen Parking Association Kongress in Berlin vom 23. bis 25. September 2015 teil - Details siehe unten.

 

WEITERE INFORMATIONEN



 

Bevorstehene Veranstaltungen



  • 17th European Parking Association Kongress
    23.-25. September 2015 – Berlin
    Website, Registration, Programm
  • European Mobility Week – Europäische Mobilitätswoche (EMW)
    16.-22. September in fast allen europäischen Ländern und darüber hinaus
    Mehr zu Aktivitäten in Ihrem Land unter “National Websites” auf der EMW-homepage

Für weitere Veranstaltungen, besuchen Sie bitte den EPOMM Kalender.

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