EPOMM e-update December 2018
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Grazer Deklaration – Eine neue Ära beginnen: saubere, sichere und leistbare Mobilität für Europa

Vom 29. bis 30. Oktober 2018 fand in Graz das informelle Treffen der EU-Umwelt- und Verkehrsminister statt, bei dem über mögliche Wege zu einer sauberen Mobilität in Europa diskutiert wurde. Eines der Hauptergebnisse des Treffens war die Grazer Deklaration, die festlegt, wie die europäischen Klimaziele 2030 im Verkehrsbereich erreicht werden sollen.

Die Schwerpunkte der Deklaration beziehen sich auf emissionsfreie Fahrzeuge, Optionen für erneuerbare Kraftstoffe, Strategien für nachhaltiges Mobilitätsmanagement und -planung, aktive Mobilität zur Förderung von Gesundheit und Nachhaltigkeit, sichere und inklusive Mobilität sowie auf Multimodalität und Infrastruktur.

In der Erklärung wird die Europäische Kommission aufgefordert, entsprechende Strategien zu entwickeln und umzusetzen, um „nachhaltige, saubere, sichere und leistbare Mobilität in Europa“ zu erreichen.

Unter der Überschrift „Strategie für nachhaltiges Mobilitätsmanagement und Verkehrsplanung“ fordert die Grazer Deklaration unter anderem: „Verstärkung der europäischen Unterstützung der Mitgliedstaaten für die Entwicklung nationaler Strategien und Programme für Mobilitätsmanagement sowie Unterstützung der Entwicklung nachhaltiger regionaler und städtischer Pläne für Mobilitätsmanagement und Mobilitätsplanung. Förderung der europäischen Zusammenarbeit mit Plattformen und Partnerschaften wie der Europäischen Plattform für Mobilitätsmanagement (EPOMM). Integration des Mobilitätsmanagements in aktuelle und zukünftige europäische Förder- und Finanzierungsinstrumente.“

Detaillierte Informationen zu dem Thema sowie die Grazer Deklaration selbst sind auf der Webseite des Österreichischen EU-Ratsvorsitzes verfügbar.

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Schaffung eines Rahmens für ein digitales, sauberes, dienstleistungsorientiertes und erschwingliches Mobilitätssystem stellt sicher, dass Mobilität "in Bewegung" bleibt und sowohl den NutzerInnen des Mobilitätssystems als auch der wirtschaftlichen Wertschöpfung zugutekommt. Living Labs (auf Deutsch: Reallabore) bieten – im Zusammenspiel von Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – die idealen Bedingungen für die gemeinsame Entwicklung zukünftiger Innovationen.

Wir möchten Ihnen mit diesem EPOMM e-update Einblick in Living Labs sowie deren wesentliche Erfolgsfaktoren „Co-Creation“ und „NutzerInneneinbindung“ gewähren und Sie damit neu inspirieren.

Living Labs stellen BürgerInnen in den Mittelpunkt von Innovation

 

Laut dem European Network of Living Labs(ENoLL) werden Living Labs definiert als "benutzerzentrierte, offene Innovationsökosysteme, die auf einem systematischen Ansatz der Co-Creation durch BenutzerInnen basieren und die Forschungs- und Innovationsprozesse in reale Gemeinschaften und Umgebungen integrieren".

Damit BürgerInnen in einem Reallabor tatsächlich in den Mittelpunkt der Innovation gestellt werden, sind fünf Schlüsselelemente notwendig:

  1. aktive Einbindung der NutzerInnen, damit sie den Innovationsprozess mitbeeinflussen können;
  2. reale Umgebungen, um das Testen und Ausprobieren zu ermöglichen:
  3. Beteiligung von unterschiedlichen Stakeholdern, damit unterschiedliche Perspektiven mit einfließen und nicht lediglich eine einzige als Validierung herangezogen wird;
  4. Anwendung von unterschiedlichen Methoden, durch deren Kombination glaubwürdige Ergebnisse möglich werden und
  5. Co-Creation, um gemeinsame, von allen anerkannte Resultate zu erzielen.

Living Labs vs. konventionelle Projekte

Living Labs bringen im Vergleich zu konventionellen Projekten bestimmte spezifische Herausforderungen mit sich. Um von den Vorteilen des Living-Labs-Ansatzes zu profitieren, sollten sich TeilnehmerInnen dieser Unterschiede bewusst sein und ihre Aktionen und Rollen entsprechend anpassen. Die folgende Tabelle zeigt die Unterschiede zwischen dem traditionellen Projekt- und dem Reallabormodell auf (nach Westerlund & Leminen 2011; Quelle: https://timreview.ca).

 Traditionelles ProjektLiving Lab
ZielZielt auf ein vorab definiertes Ziel abZiele sind nicht vorab definiert, passen sich den NutzerInnenbedürfnissen an
Rolle Projekt- managerInManagement und Kontrolle der RessourcenManagement und Kontrolle der eigenen Ressourcen, Ermöglichung und Förderung von NutzerInnenbeteiligung
KontrollpunktKontroll- und Anpassungspunkte auf Basis eines vordefinierten ProjektplansAnpassung ist flexibel; im Extremfall kann diese auch täglich erfolgen
Rolle der NutzerInnen und deren GemeinschaftenNutzerInnen sind Analyseobjekt; sie können Produkte und Services testen und überprüfenGleichberechtigte und aktive ProjektteilnehmerInnen; Co-Gestalter von Produkten und Services
Ressourcen und KompetenzenProjektressourcen werden effizient verwendet, einschließlich Ressourcen aus dem NetzwerkNachjustierung und Neudefinition sind die nächsten Schritte; Flexibilität bei der Integration verschiedener Arten von Wissen in Living-Lab-Netzwerk/- Community; Förderung von EndbenutzerInnen und NutzerInnengemeinschaften
InstrumenteProjektmanagementtools und -methodenFörderungsmethoden und Gruppenarbeitsinstrumente

Von der Forschung zur realen Welt in Österreich

Verschiedene nationale Förderprogramme in Österreich basieren auf den Ansätzen von Living Labs und Open Innovations 2.0. Im Zusammenhang mit Mobilität verfolgen diese Programme strategische Ziele wie z. B. die Entwicklung neuer Lösungen durch Forschung, Technologie und Innovation (FTI) für ein sicheres, umweltfreundliches, soziales und effizientes Verkehrssystem.

Als Teil der Initiative für Urbane Mobilitätslabore wurden Betreiber, Themen und Netzwerke ermittelt, die den Aufbau und Betrieb mehrerer „Trägerstrukturen“ für mobilitäts- und verkehrsbezogene FTI-Projekte unterstützen und so die oben genannten potenziellen Vorteile für Österreich bieten.

Die fünf Projekte aspern.mobil LAB (Wien), MOBILITY LAB (Graz), MobiLab OÖ (Linz/Steyr), Thinkport VIENNA (Wien) und UML Salzburg (Salzburg) wurden zur Finanzierung ausgewählt.

Ein Living-Lab-Cluster in der wallonischen Region

Living Labs in der Wallonie/Belgien ist eine Initiative von Creative Wallonia, die wallonische Reallabore dabei unterstützt, Visionen zu teilen und Ziele in Bezug auf wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Entwicklung zu verfolgen, indem sie die NutzerInnen in den Mittelpunkt des Innovationsprozesses stellen. Die Mission von Living Labs in Wallonia besteht darin:

  • den Austausch zwischen Reallaboren zu fördern, um eine echte Sharing-Gemeinschaft aufzubauen,
  • den unterschiedlichen Strukturen Methodenunterstützung zu bieten,
  • Ökosysteme zu unterstützen und Stakeholder-Networking zu erleichtern sowie
  • die Kommunikation zu Innovationsprojekten zu ermöglichen.

Infolge der Erfahrungen der wallonischen Living Labs sowie des Austauschs und der Zusammenarbeit mit Open-Innovation-Akteuren und der Kreativwirtschaft auf der ganzen Welt hat sich Living Labs in der Wallonie das Ziel gesetzt, eine offene Methodik des wallonischen Reallabors zu definieren und mit anderen zu teilen.

Diese offene Methodik ist in verschiedene Arbeitsbereiche unterteilt, die sich jeweils mit Forschung, Analyse, Erfahrungsaustausch und Co-Creation auseinandersetzen. All diese Aktivitäten sind so organisiert, dass die Ergebnisse von anderen offen und kollaborativ genutzt werden können.

Lyon fördert Dialog und Co-Design

Lyon ist auf dem Weg zu einer innovativen, nachhaltigen und dynamischen Smart City.

Im Rahmen des Projekts Smarter Together strebt die Stadt Lyon unter anderem an, mehr als 500 Gebäude zu sanieren, Photovoltaikkraftwerke zu bauen, den Einsatz herkömmlicher Autos zu reduzieren, eine Datenplattform zur Überwachung der Energieerzeugung und des Energieverbrauchs zu entwickeln sowie die Lebensqualität der BewohnerInnen zu verbessern.

Dabei ist es das Ziel der Stadt, BürgerInnen und Interessengruppen in den Dialog und das Co-Design einer nachhaltigen Nachbarschaft sowie beim intelligenten Einsatz von Technologie einzubeziehen. Aus diesem Grund wurde das Labor, das sich mit den oben genannten Themen beschäftigt, als Ausstellungshalle konzipiert, dem sogenannten „Maison de la Confluence“ (auf Deutsch: Haus des Zusammenflusses), um die Beteiligung von BürgerInnen und Interessengruppen zu ermöglichen und zu fördern.

München und die magische Zahl

Neben Lyon ist München eine der Leuchtturmstädte des „Smarter Together“-Projekts.

Die Stadt entwickelt und testet innovative Technologien und Lösungen im Rahmen ihrer Smart-City-Rahmenstrategie. Dabei fungiert „20“ als magische Zahl für München: Mit den Maßnahmen der Smarter-Together-Implementierung sollen mehr als 20 Prozent CO2 eingespart, mehr als 20 Prozent erneuerbare Energien eingesetzt und die Energieeffizienz um mehr als 20 Prozent gesteigert werden. Bis 2050 will die Stadt im Projektgebiet CO2-neutral sein.

Das sogenannte Stadtteillabor dient dabei als Veranstaltungsort, Ausstellungsfläche und BürgerInnenzentrum. Es ist der Dreh- und Angelpunkt für den BürgerInnenbeteiligungsprozess. An drei Tagen in der Woche finden offene Sprechstunden für AnwohnerInnen und andere Interessierte statt.

16 Living Labs unter dem Dach von CIVITAS 2020

Seit ihrer Einführung durch die Europäische Kommission im Jahr 2002 hat die CIVITAS-Initiative im Rahmen von Demonstrationsprojekten in mehr als 80 Living-Lab-Städten europaweit über 800 Maßnahmen und städtische Verkehrslösungen getestet und umgesetzt. Seit 2016 sind 16 Living Labs in drei CIVITAS-Horizon-2020-Projekten zusammengefasst.

Die fünf Reallabore von CIVITAS PORTIS, Aberdeen, Antwerpen, Constanța, Klaipėda und Triest setzen Mobilitätsmaßnahmen um, die die multifunktionale Rolle dieser Orte als Stadt, Hafen und Tore zu Binnengebieten unterstützen. Das Projekt soll zeigen, dass nachhaltige Mobilität den funktionalen und sozialen Zusammenhalt zwischen Stadtzentrum und Hafen verbessern und gleichzeitig die Wirtschaft vorantreiben und die Attraktivität moderner urbaner Umgebungen steigern kann.

CIVITAS DESTINATIONS und die dazugehörigen Living Labs in Elba, Las Palmas de Gran Canaria, Limassol, Madeira, Rethymno und die Region rund um Valletta entwickeln einen integrierten Ansatz für Mobilität und Tourismus. Sie testen ausgewogene Strategien, um den vermehrten Herausforderungen dieser beiden wachsenden Sektoren zu begegnen und eine nachhaltige Entwicklung und eine bessere Lebensqualität zu erreichen.

Im Rahmen von CIVITAS ECCENTRIC konzentrieren sich die fünf Living Labs Madrid, München, Ruse, Stockholm und Turku auf nachhaltige Mobilität in Vorstadtbezirken und innovative Güterverkehrslogistik – zwei wichtige Bereiche, die bisher in der städtischen Mobilitätspolitik weniger Beachtung fanden.

Wien: ein Bus als urbanes Living Lab

Die dritte Leuchtturmstadt des Smarter-Together-Projekts ist Wien.

Das Wiener Projektgebiet liegt im Stadtteil Simmering (21.000 Einwohner). AnwohnerInnen profitieren von intelligenten Projektlösungen in den Bereichen Sanierung, Energie, Mobilität sowie Informations- und Kommunikationstechnologien. Schwerpunkt wird auf den Dialog gelegt im Einklang mit der Wiener Smart-City-Rahmenstrategie, bei der die menschliche Dimension der Smart City im Mittelpunkt steht.

Das „SIMmobil“ ist ein mobiles Informations- und Beteiligungslabor, das in öffentlichen Bereichen als Kommunikations- und Informationsinstrument für die BewohnerInnen des Zielgebiets eingesetzt wird. Weitere spezifische Zielgruppen sind Studierende, lokale Geschäftsleute, soziale und kulturelle Initiativen sowie Vertreter von Institutionen, lokale Entscheidungsträger und Meinungsführer.

Fazit: Living Labs – ein aufstrebender Ansatz für Open Innovation

Living Labs unterstützen die Schaffung neuartiger experimenteller Umgebungen, in denen innovative Mobilitäts- und Verkehrslösungen mit BürgerInnen sowie Vertreterinnen aus Politik, Verwaltung und Industrie geteilt werden. Das große Potenzial der Reallabore liegt in der erheblichen Steigerung von Effizienz und Effektivität von Forschung, Technologie und Innovation.

Ideale Bereiche für den Living-Lab-Ansatz sind solche mit einem hohen Ressourcen- und Energieeffizienzpotenzial wie etwa Mobilität. Living Labs ermöglichen es Unternehmen, Haushalten, Regierungen und staatlichen Organisationen, Lösungen zur Steigerung ressourceneffizienter Systeme zu entwickeln. Das Verstehen der systemischen Auswirkungen von Insellösungen ist eine der größten Herausforderungen der aktuellen angewandten Nachhaltigkeitsforschung und somit ein wichtiges Argument für die Notwendigkeit einer Living-Lab-Infrastruktur zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung.

Living Labs für nachhaltige Entwicklung bieten ein großes Potenzial, Nachhaltigkeitsaspekte in die Entwicklung neuer Technologien, Produkte und Dienstleistungen zu integrieren. Innovations- und anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung sollten den Reallaboransatz nutzen, um technische und nichttechnische Perspektiven zu verbinden und Nachhaltigkeit im Forschungs- und Innovationssystem besser zu verankern.

„Misserfolge haben zwei Vorteile. Scheitert man, erkennt man erstens, was nicht funktioniert, und bekommt man zweitens die Möglichkeit, einen neuen Ansatz auszuprobieren.“ – Roger von Oech

 

Kommende Veranstaltungen

  • Next steps for intelligent mobility and developing a smart transport system
    22. Jänner 2019 | London, Vereinigtes Königreich
    westminsterforumprojects.co.uk
  • Act TravelWise Annual Conference 2019
    'Innovation and Change in Mobility Management: What's New and What's Next?'

    31. Jänner 2019 | Birmingham, Vereinigtes Königreich
    acttravelwise.org

Für mehr Veranstaltungen besuchen Sie bitte den EPOMM calendar.

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